Ein Kleiner Zauber-Lehrling mit extrachromosom

30. Juni 2021

Ein Bericht aus der Kita Merlin

Florian (drei Jahre) geht seit er sieben Monate alt ist in die Kita. Aufgrund des Wohnortswechsels seiner Eltern ist er nun seit dem 1. Dezember 2020 bei uns in der Kita Merlin. Wir betreuen eine altersgemischte Gruppe von 10 bis 19 Kindern pro Tag. Florian ist unser erstes Kind mit Down- Syndrom. Bevor wir ihn kennenlernten, dachten wir bei Kindern mit Trisomie21 an fröhliche, aufgeweckte Persönlichkeiten, die auch sehr emotional sein können, zum Beispiel wenn ihnen etwas weh tut. Die erste Annahme wurde uns von Florian bestätigt, wehleidig ist er hingegen gar nicht.

Der ganz normale Alltag

Florians Kita-Alltag sieht genau gleich aus wie bei den anderen Kindern auch. Einzige Ausnahme ist der zweiwöchentliche Besuch seiner Früherzieherin. Während einer Stunde macht sie mit ihm ein individuelles, spielerisches Förderprogramm. Ansonsten verbringt Florian nach seiner Ankunft morgens gerne Zeit im „Büechli-Egge“, wo er sich sorgfältig ein Buch nach dem anderen anschaut. Nach dem Znüni gehen wir meistens mit allen Kindern nach draussen. Wenn Florian vom Entdecken und Beobachten müde wird, schläft er teilweise auf dem Rückweg ein. Am Nachmittag nach dem Mittagessen macht Florian immer einen Mittagsschlaf. Da er oft sehr lange schläft, wecken wir ihn spätestens um 15:00 Uhr, sodass er noch etwas vom Nachmittag hat. Florian darf dann wählen, ob er im Obergeschoss klettern oder im Gruppenraum mit den verschiedenen Spielsachen spielen möchte. Am liebsten hört er Musik und tanzt dazu. Seit einigen Wochen ist er aber viel mobiler geworden und klettert nun auch gerne auf die verschiedenen Möbel. Zudem macht es ihm grossen Spass, bei der frischen Wäsche zu helfen und diese aus dem Korb zu nehmen. Wenn gegen Abend die anderen Kinder abgeholt werden, ist Florian gerne dabei und beobachtet alles ganz genau.

Florian braucht keine zusätzliche Unterstützung, die wir nicht auch den anderen Kindern anbieten. Beim Essen müssen wir Kita-Betreuerinnen aktiv bei ihm sein, da er ansonsten gerne Teller und Nahrungsmittel durch die Luft fliegen lässt. Auch sind wir daran, mit ihm die selbständige Handführung beim Essen zu üben. Dabei helfen ihm auch die anderen Kinder gerne.

In der Gruppe zeigt sich Florian sehr interessiert an seinen Gspänli. Die Älteren beobachtet er, zu den jüngeren Kindern geht er gerne hin, lacht sie an und streichelt sie. Die anderen Kinder gehen mit Florian auch ganz normal um und bieten ihm ihre Hilfe an, wenn er sie braucht. Zum Beispiel indem sie ihm nach dem Händewaschen ein Papiertuch zum Trocknen reichen.

Highlights

Mit Florian erleben wir viele zauberhafte Momente. Als er in der Kita das erste Mal alleine aufgestanden ist und Anuschka, eine unserer Betreuerinnen, laut „Bravo“ rief und applaudierte, klatschte auch Florian in die Hände und schenkte ihr sogleich eine riesige Umarmung. Florian schmust grundsätzlich sehr gerne. Manchmal möchte er einen gar nicht mehr loslassen. Einmal wollte er nach dem Schlafen auf den Schoss von Lila, unserer Lernenden, wo er dann noch eine halbe Stunde lang in ihren Armen lag. Das geniesst nicht nur Florian, sondern auch wir.