Eine HopeFamily stellt sich vor
13. Mai 2021
Gabriela und Michel mit Valentino
Liebe Gabriela, lieber Michel, zuerst einmal die Frage: Wer seid ihr? Wie wohnt ihr?
Wir sind Gabriela (1975) und Michel (1980) und wohnen mit vier unserer fünf Kindern in einer grossen Mietwohnung in der Nähe von Solothurn. Die älteste Tochter ist schon ausgezogen.
Was macht ihr beruflich?
Gabriela: Ich bin Tagesmutter und aktuell dabei, mich zum Thema Trauma und deren Auflösung selbständig zu machen.
Michel: Ich arbeite Vollzeit als Baumaschinenführer.
Wie sieht eure Freizeit aus?
Corona bedingt sind wir natürlich zurzeit oft zu Hause anzutreffen. Valentino (2017) ist erst seit Kurzem gerne bereit, richtig nach draussen zu gehen. Sobald es wieder möglich ist, werden wir ihm die Welt zeigen! Das heisst neben Ausflügen in den Wald, Zoo und ähnlichem, sind auch Reisen in verschiedene Länder geplant.
Wo wart ihr zuletzt in den Ferien?
Zuletzt haben wir uns als Paar einige Tage in Österreich gegönnt. Unseren letzten Urlaub als Familie verbrachten wir in der Türkei, wo Valentino zum ersten Mal das Meer gesehen hat, was ihn sehr beeindruckte. Wir waren mit ihm auch schon auf Kreuzfahrt, auch das hat ihm und uns sehr gefallen.
Was ist typisch für eure Familie? Worauf legt ihr in eurer Familie viel Wert?
Typisch für uns ist, dass wir fast alles gemeinsam machen. Gemeinsame Zeit ist kostbar und wichtig. Ausserdem legen wir Wert auf einen wertschätzenden Umgang miteinander, wo jede Meinung Platz hat.
Hattet ihr vor der Geburt von Valentino schon Kontakt zu Menschen mit Down-Syndrom?
Nein. Wir wussten zwar ungefähr was das Down-Syndrom ist, hatten aber keinen Bezug dazu. Auch zu anderen Beeinträchtigungen nicht.
Wie hat sich euer Leben verändert, seit Valentino bei euch ist?
Unser Leben ist gar nicht so viel anders als vorher. Es ist viel unspektakulärer als wir zuerst dachten. Wir machen –nebst den Therapien für Valentino- alles genau so, wie wir es auch mit einem Kind ohne Beeinträchtigung machen würden.
Wie und wann habt ihr vom Down-Syndrom bei Valentino erfahren?
Leider ist das eine unschöne Geschichte. Wir wurden aufgrund Gabrielas Alter regelrecht zum Pränataltest überredet, fast gedrängt. Es ergab sich eine Wahrscheinlichkeit von 95% für Trisomie21. Die damalige Ärztin meinte nur lapidar: „Sie können die Schwangerschaft jederzeit abbrechen, dies ist bis kurz vor der Geburt möglich.“ Für uns stand aber schnell fest, dass wir unser Kind in jedem Fall behalten werden.
Um sicher zu sein und um uns vorbereiten zu können, haben wir in der 19. Schwangerschaftswoche eine Fruchtwasserpunktion gemacht. Diese bestätigte die Diagnose.
Was waren eure Ängste nach der Diagnose? Haben sich diese bewahrheitet?
Michel war immer sehr zuversichtlich und der Fels in der Brandung. Gabriela hat oft gehadert und vor allem aufgrund der Aussagen von Ärzten Angst gehabt, dass Valentino schwer beeinträchtigt sein würde, niemals gehen und sprechen werden könne und ein normales Leben nicht möglich sein würde.
Es hat sich nichts davon bewahrheitet. Valentino ist ein Kind, wie jedes andere auch. Er braucht für einige Dinge etwas länger aber sonst gibt es keine grossen Unterschiede. Er kann zuckersüss sein und Tobsuchtsanfälle haben. Wie jedes andere dreijährige Kind auch.
Wir kämpfen dafür, dass Valentino später einmal ein selbstbestimmtes Leben führen kann – im Rahmen seiner Möglichkeiten. Wir lassen uns nicht behindern!
Welches sind eure schönsten Erlebnisse mit Valentino?
Wir lieben Valentinos offene und direkte Art. Er verkündet lauthals, wenn ihm etwas nicht gefällt. Aber auch wenn ihm etwas gefällt. So weiss man immer, woran man ist.
Schöne Erlebnisse sind natürlich immer die Fortschritte die er macht. Diese werden mehr gefeiert als bei den anderen Kindern. Seine ersten Schritte, das erste Mal alleine essen…
Papa freut sich, dass Valentino abends immer noch bei ihm im Arm einschläft. Es ist das Lieblingsritual der beiden. Natürlich geniessen wir es auch immer, wenn wir alle Ferien haben.
Warum engagiert ihr euch für hope21? Was erhofft ihr euch von eurem Engagement?
hope21 kommt zum richtigen Zeitpunkt. Es ist uns ein Anliegen, dass Ärzte darauf sensibilisiert werden, wie sie die Diagnose übermitteln. Wir haben dies sehr negativ erfahren, und z. B. eine Abtreibungsbroschüre erhalten, nachdem wir um weitere Informationen gebeten haben. Dies sei leider das Einzige, was in der Praxis vorhanden sei, wurde uns gesagt.
Wir erhoffen uns, dass wir mit Valentinos Geschichte ein positives Bild über das Down-Syndrom vermitteln können. Viele Eltern treffen eine Entscheidung über das Leben ihres ungeborenen Kindes ohne wirkliche, authentische Infos über Trisomie21.
Mit hope21 fängt es an, es ist die erste Anlaufstelle für Eltern. Ein erster positiver Kontakt ist so wichtig. Deshalb unterstützen wir den Verein.
Kein Kind soll aufgrund der Diagnose Down-Syndrom abgetrieben werden. Dafür stehen wir. Dafür setzen wir uns ein. Gerne öffnen wir unsere Türen! Kommt vorbei, besucht uns und seht selbst, wie normal unser Leben ist.