Eine HopeFamily stellt sich vor

8. Mai 2023

„Wir lachen mehr“

Karin und Lukas mit Timo, Jorin und Levio stellen sich vor

Wer seid ihr? Wie wohnt ihr?

Wir sind Karin (1981) und Lukas (1979) und wohnen mit unseren drei Jungs Timo (2007), Jorin (2010) und Levio (2013) in einem Zweifamilienhaus in einem Vorort von Thun.

Was macht ihr beruflich?

Karin ist gelernte Detailhandels- angestellte im Bereich Mode und nun seit 15 Jahren Hausfrau und Mami. Seit Levio in der Schule ist, macht sie immer mal wieder Gelegenheitsjöbblis, vor allem Unterstützungsarbeiten bei anderen Familien.

Lukas ist gelernter Elektroniker und hat viele Jahre in der Telekommunikationsbranche gearbeitet. Vor einigen Jahren hat er sich be- ruflich neu orientiert und arbeitet nun als Musiker und Sozialdiakon in einer Freikirche.

Wie gestaltet ihr eure Freizeit?

Familienzeit ist uns sehr wichtig, obwohl die Interessen unserer Jungs tendenziell immer weiter auseinander gehen. Es ist nicht im- mer leicht, gemeinsame Aktivitäten zu finden, die allen Spass machen. Wir gehen aber sehr gerne bräteln, treffen Freunde, spielen oder kochen gemeinsam. Zudem werkeln wir gerne im und ums Haus herum.

Wo wart ihr zuletzt in den Ferien?

In einem Ferienhaus im Schwarzwald. Üblicherweise gehen wir einmal pro Jahr irgendwo ans Meer. Auch auf einem Campingplatz sind wir hin und wieder anzutreffen.

Was ist typisch für eure Familie?

Es ist uns wichtig, die einfachen Momente im Leben zu feiern. Über mehrere Jahre hinweg haben wir beispielsweise einmal pro Monat unsere Matratzen ins Wohnzimmer geschleppt, dort einen gemütlichen Abend mit Dessert, Film oder was auch immer zusammen verbracht und dann dort übernachtet.

80 % unserer Familie ist begeistert von Pyrotechnik und fiebert dem 1. August und Sylvester jeweils schon im Vorfeld lange entgegen.

Wir legen viel Wert auf Ehrlichkeit und sind eine kommunikative Familie. Konflikte lassen wir nicht lange schwelen. Auch das gegenseitige Vertrauen zueinander ist uns enorm wichtig.

Hattet ihr vor der Geburt von Levio schon Kontakt zu Menschen mit Down-Syndrom?

Nein.

Wie hat sich euer Leben verändert, seit Levio bei euch ist?

Wir lachen mehr! Unser Leben ist intensiver geworden, sowohl in Bezug auf Glücksmomente, wie auch in Bezug auf Herausforderungen.

Die gegenseitige Rücksichtnah- me ist stärker ins Zentrum gerückt. Auch dies hat zwei Seiten: Einerseits ist es für die beiden älteren Jungs manchmal nicht einfach, eigene Pläne zurückzustecken, andererseits nehmen sie durch das Zusammenleben mit Levio automatisch viel soziales Denken und Handeln für ihr weiteres Leben mit.

Wie und wann habt ihr vom Down- Syndrom bei Levio erfahren?

Erst nach der Geburt. Vorgeburt- lich standen diverse Missbildungs- diagnosen im Raum (Hirnmissbil- dung, Hydrocephalus, fehlender Magen, Klumpfüsse, Herzfehler). Wir wollten aber keine Fruchtwas- serpunktion durchführen, weil wir kein unnötiges Risiko eingehen wollten. Zudem hätte eine genau- ere Diagnose mittels Punktion für uns auch nichts daran geändert, da wir Levio sowieso so nehmen wollten, wie er ist. Direkt nach der Geburt hatten wir beide aufgrund von äusserlichen Anzeichen den Eindruck, dass Levio Trisomie 21 hat. Medizinische Gewissheit er- hielten wir etwa drei Tage nach der Geburt.

Was waren eure Ängste nach der Diagnose?

Karin hatte in den ersten Tagen und Wochen extreme Angst, dass wir das kräftemässig nicht schaffen werden. Wir hatten ja schon zwei kleine Kinder, die uns forderten. Aber als wir Levio nach drei Wochen Spitalaufenthalt nach Hause nehmen durften, ging es uns schon wesentlich besser. Wir konnten endlich die enge Bindung zueinander wieder aufnehmen.

Im Spital wurden wir anfänglich vor allem darauf sensibilisiert, was für wiederkehrende Spitalaufent- halte wir mit Levio haben könnten. Leider waren die Stimmen, die uns Mut machten, im Vergleich eher leise. Rückblickend wäre die Start- phase sicher etwas einfacher ge- wesen, wenn uns mehr Zuversicht zugesprochen worden wäre. Geholfen hat uns im Umgang mit unseren Ängsten unsere Beziehung zu Jesus. Das Wissen, dass Gott uns als Familie in seiner Hand hält, egal wie die Umstände sind, gab uns innere Ruhe.

Wie würdet ihr Levios Charakter beschreiben?

Liebenswürdig – witzig – stur – freigiebig – anhänglich – leidenschaftlicher Entertainer – mitteilungsfreudig – feinfühlig – manchmal aufsässig – endlos begeisterungsfähig – nicht nach- tragend – hilfsbereit.

Was macht er besonders gerne? Was mag er gar nicht?

Levio liebt Zweisamkeit. Und Displays haben eine grosse Anziehungskraft auf ihn. Was er schrecklich findet, ist warten zu müssen!

Wie würdet ihr das Verhältnis von Levio zu seinen Brüdern beschreiben?

Unsere Jungs haben es sehr gut zusammen. Die älteren Brüder be- handeln Levio ganz normal und sind stolz auf ihn. Wegen Levios verlangsamter Entwicklung öffnet sich die Schere der Interessen jedoch immer stärker. Dies führt dazu, dass er tendenziell häufiger mit seinen Brüdern spielen möchte, als sie mit ihm.

Wie sieht Levios Alltag aus?

Levio besucht die Heilpädagogische Schule in Steffisburg und wird mit einem Schulbus hin- und zurückgebracht. Zweimal pro Woche bleibt er über den Mittag dort und findet dies cool. Levio geht sehr gerne zur Schule und ist motiviert, Neues zu lernen.

Levio liebt es, sich draussen zu bewegen, egal ob beim Fussball, Trampolin, Federball oder Unihockey.

Welches sind eure schönsten oder lustigsten Erlebnisse mit Levio?

Es ist schwierig zu sagen, welches das schönste oder lustigste Erlebnis mit Levio war. Es gibt im Alltag viele goldene Erlebnisse, die es zu geniessen gilt! Dies kann eine lusti- ge Formulierung eines Satzes sein, eine liebe und innige Umarmung oder ein Überraschungsbriefli von ihm.

Welche schwierigen Situationen habt ihr mit Levio erlebt? Wie seid ihr damit umgegangen?

Immer mal wieder herausfordernd ist die Tatsache, dass wir mit Levio in der Öffentlichkeit im Mittel- punkt stehen, auch wenn wir dies gar nicht wollen – sei es im Ein- kaufsladen, auf dem Spielplatz oder bei einem Anlass. Einerseits zieht Levio eine Show ab, auch wenn es nicht angebracht ist oder er geht ohne Hemmungen auf Leute zu, die teilweise überfordert sind. Es ist für uns Eltern nicht im- mer einfach zu entscheiden, was wir laufen lassen und wo wir ein- schreiten.

Zudem braucht Levio einige Zusatznerven, vor allem wenn die Zeit knapp ist und Levio starre Vorstellungen hat, was er wie und wann will. Wir versuchen, im All- tag genügend Zeit einzurechnen, um solche Situationen zu entschär- fen. Vermeiden lässt es sich jedoch nicht immer.

Warum engagiert ihr euch für hope21?

Wir möchten Paare ermutigen, sich bewusst für ihr Kind mit Trisomie 21 zu entscheiden, indem wir Einblick in unsere Familie geben, um ihnen damit ein Stück Angst vor dem Ungewissen zu nehmen und den Fokus auch auf die schönen Seiten zu richten.