Die Art und Weise, wie sie alles meistern ist für uns ein Vorbild und gibt uns sehr viel Mut

September 2024

Unsere Geschichte könnte ganz knapp so zusammengefasst werden: Diagnose Down-Syndrom mit Herzfehler, anschliessend eine zermürbende und angsterfüllte Zeit im Spital im Wissen um die Geburt in einem knappen Monat. Nach der Geburt unseres kleinen Lenn eine Woche Neonatologie, anschliessend zwei Wochen Kinderspital.

Alles in allem also keine leichte Zeit für uns alle, als an einem Morgen plötzlich die 8-jährige Lisa mit ihrer Mutter Cornelia in unserem Zimmer um die Ecke kam. Direkt steuerte sie auf unser Bett zu, sagte «Oh, Bébé» und schon hatte unser Sohn einen Kuss auf der Wange. Ihre Fröhlichkeit und ihr Lachen waren sehr ansteckend und bei mir, Aline, begann sich das Gedanken-Karussell wieder zu drehen, als ich sah, dass Lisa ebenfalls ein Mädchen mit Trisomie 21 war. Die Fragen «Kann ich das?», «Will ich das?» schwirrten schon lange in meinem Kopf herum und intensivierten sich nun, so direkt mit dieser Situation konfrontiert. Doch Lisa nahm mir mit ihrer Art meine Ängste schon nach kurzer Zeit. Sie war bereits wieder bei Lenn und mir am Bett und erzählte mir von ihren Geschwistern und umarmte immer wieder den kleinen Lenn. Ihre Lebensfreude, aufgestellte und direkte Art hat das ganze Zimmer und sogar die ganze Station angesteckt. Alle mussten immer wieder lachen und es war eine super Stimmung.

Mit Tränen übergossen fiel ich später meiner Mutter in die Arme und erzählte ihr von meiner schönen Begegnung und was es in mir ausgelöst hatte: Nämlich Freude und Mut für die Zukunft. Als ich später mit Cornelia ins Gespräch kam, erzählte ich ihr von Lenn und der Diagnose und wie sehr mir die Begegnung mit Lisa geholfen hätte. Cornelia war so erstaunt und drückte direkt ihre Freude aus. Sie hat meinem Mann und mir sehr viel Mut geschenkt, viele Gespräche mit uns geführt und uns gezeigt, dass man mit einem Kind mit einem gewissen Extra genauso ein schönes und erfülltes Leben führen kann. Somit war mir klar, dass es das Schicksal gut mit uns gemeint und uns genau diese Familie mit diesen zwei für uns sehr einschneidenden Personen geschickt hat. Die Art und Weise, wie sie alles meistern ist für uns ein Vorbild und gibt uns sehr viel Mut. 

Am Abend hat mir, Pascal, Cornelia über den Verein hope21 berichtet und uns einige Erfahrungen und Stories aus dem Leben von Lisa erzählt, ganz nach dem Motto «Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg». 

Wir haben bereits einen Sonntag gemeinsam in ihrem Zuhause verbracht und hatten eine super Zeit. Kontakte zu Betroffenen zu pflegen, ist uns sehr wichtig, man lernt so viele tolle Menschen kennen mit noch tolleren Kindern. 

Unser kleiner Lenn ist ein Sonnenschein, der uns täglich zum Lachen bringt und viel Lebenswillen versprüht. Die schwersten Stunden, aber auch die Schönsten durften wir dank ihm erleben und würden nichts mehr anders wollen. Und dank dieser so wertvollen Begegnung, in dieser neuen Situation, wurde uns vieles einfacher gemacht. Wir fühlten uns in der Familie der Kinder mit einem gewissen Extra direkt willkommen geheissen. Die vielen Gespräche mit Cornelia haben uns gezeigt, dass wir nicht alleine sind, dass unsere Gefühle und Ängste vollkommen normal sind. Und sie haben uns gezeigt, was schlussendlich das Wichtigste ist: Die Liebe zu diesem besonderen Kind. Eine Liebe, die es täglich zurückgibt, denn dass gerade Kinder mit Down-Syndrom viel Liebe zu bieten haben, das hat uns Lisa deutlich gezeigt.

Über die Perspektive von Cornelia und Matthias haben wir in unserer letzten Ausgabe berichtet. Auch online nachzulesen auf: https://hope21.ch/spitalbesuch-mit-freudigen-folgen/